Sehr gutes Buch, neben Dashielle Hammett ist das meine Entdeckung des Jahres. Die beiden liegen zwar um die hundert Jahre auseinander, bedienen aber das gleiche Genre – den Detektivroman. Mit ein bischen Schmunzeln könnte man sagen, das Otremba der poetisch und düster, aber nicht so sehr zum zynischen angehauchte Urenkel von Hammett ist. Das Setting könnte auch unterschiedlicher nicht sein, Hammett mit seinen Szenen in der Großstadt, Otremba läßt seinen Protagonisten durch eine postapokalyptische Welt geistern. Nichtsdestotrotz sind die Hauptdarsteller Detektive die einen Fall zu lösen haben und noch weitere Parallelen sodaß der Vergleich nicht unbedingt hinkt.
Otrembas Sprache ist poetisch, direkt, melancholisch, manchmal brutal (auch wenn das nie an zB einen Richard Morgan ranreicht) und er schafft es viel Information zB hinsichtlich worldbuilding gekonnt zu vermitteln. Teilweise ist es bischen zu verschwurbelt, aber wird nie so abgedreht wie bei Pynchon oder Joyce. Auch storytechnisch kommt er mir zu häufig auf auf die verlorene Liebe des Protagonisten zurück – das nervt auf der einen Seite, arbeitet anderseits aber sehr schön die Verzweiflung und die Sehnsucht heraus. Überhaupt gibt es viel Introspektion, der Hauptcharakter wird wundervoll skizziert.
Storytechnisch ist es eine Mischung aus Detektivroman und roadmovie, da der Protagonist und die Frau die er beschatten soll irgendwann zusammen vor mehreren Verfolgern fliehen müssen, es floss etwas zu viel Blut… Die Flucht geht durch eine verwüstete, verlassene, teilweise verseuchte Landschaft, die Hintergründe der Verwüstung als auch die zeitliche Einordnung fehlt komplett, tut der Atmosphäre aber keinen Abbruch, gedanklich findet man sich schnell zurecht.
Hendrik Otremba ist ein junger deutscher Künstler, Sänger der Postpunker von „Messer“, Maler und jetzt auch Schriftsteller, vielseitig könnte man sagen und gespannt sein was da noch so alles folgt.