Mary Shelley – Frankenstein (Hörbuch)

Vor knapp 3 Monaten wurde ich angesprochen ob ich nicht mal ein Hörbuch machen will. Es hat dann doch etwas gedauert, aber voilá, los gehts.

Teil 1 – Einleitung, Leben von Mary Shelley

Teil 2 – Walton, Erzählstil, Stimmung

Teil 3 – Frankensteins Jugend und wie und warum das Ganze hier 🙂

Teil 4 – Erschaffung der Kreatur, zentrales Motiv wird erklärt

Teil 5 – Nach der Schöpfung, Tod seines Bruders

Teil 6 – Begegnung Frankensteins mit seinem Geschöpf, Geschichte der Kreatur


Teil 7 – Poesie, zweite Begungung

Teil 8 – Abschluß von Frankensteins Erzählung

Teil 9 – Abschluss der Geschichte, Nachbetrachtungen

Teil 10 – Nachbesprechung mit Gästen

Benjamin Maack – Wenn das noch geht kann es so schlimm nicht sein

Harter Stoff, würde ich nicht empfehlen zu lesen. Außer man möchte sich mal ungefähr ein Bild davon machen was es heißt mit einer Depression zu leben. Insofern ist es auch ein wichtiges Buch, bzw. würde ich sogar sagen, daß es für Menschen die diese Krankheit haben sogar ein lebensrettendes Buch sein kann.

Die Krankheit Depression oder ihre Abwandlungen wie bipolare Störung fristen in der Aufmerksamkeit der allgemeinen Bevölkerung ein Nischendasein, da wird dann gern zu Platzhaltern wie „Reiß dich mal zusammen.“ oder „Komm schon, so schlimm ist es nun auch nicht.“ gegriffen. Für mich selbst würde ich zumindest in Anspruch nehmen jahrelang mit einer milden Form dieser Krankheit gelebt zu haben und ich kann nur jedem empfehlen, der so etwas in sich spürt, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, es nicht auf die leichte Schulter zu nehmen, seinen Stolz und die Vorurteile zu überwinden. Psychische Krankheiten sind keine Hirngespinste sondern real, mindern die Lebensfreude (auch die von Angehörigen und Freunden) und sind potentiell lebensgefährlich. Und Durchhalteparolen, schöne-Welt-Lebensratgeber sind nicht die Lösung, sie können höchstens unterstützen.

Benjamin Maack hat das alles durch, das komplette Programm, Suizidgedanken, kein Glücksempfinden, Klinikaufenthalte etc. Und er beschreibt es in diesem Buch schonungslos, tagebuchartig, seine alltäglichen Eindrücke und Gedanken, seinen ständigen Kampf gegen sich selbst, geprägt von kurzen Glücksmomenten und ständigen Rückfällen. Die Lektüre ist schwer zu ertragen, ich habe auch viele Seiten übersprungen. Genauer gesagt habe ich nach 2, 3 Seiten zum Ende vorgeblättert. Denn erst dort beschreibt er, wie er den Kampf gewinnt und ein positives Lebensgefühl entwickelt. Ob das anhält, darüber ist er sich selbst nicht sicher. Er klingt zuversichtlich, ob es alles so seine Richtigkeit hat ist eine Frage mit dem er den Leser zurücklässt.

Cory Doctorow – Radicalized

Got this one as a Christmas gift from a good friend of mine and its a very good read.

In 4 short stories Cory shows brief glimpses into small aspects of a possible future. The first story deals with internet-of-things, humans dependency on machines and ways to individually solve problems with such machines and the (corporate) mechanisms behind it. The third story deals with radicalization in internet filter bubbles. And the second one is a completely hilarious thing: The world from behind the eyes of Superman, dealing with racism, police violence and control of the mass by elites. I only started the fourth one before something else took my mind, so I can´t say what this one is about.

His writing style is simple, fluent, unnerving. Storytelling is done with some urgency, there´s always something happening, that leaves sidestories and character depth a bit on the shallow side, but thats fine by me.

This is an unspectatcular but very well written mix of novela and sci-fi with interesting ideas. No wrongs in reading these very good stories.

Hendrik Otremba – Kachelbads Erbe

Nach seinem Erstling „Über uns der Schaum“ das zweite Werk vom jungen Künstler Hendrik Otremba und ich bin etwas enttäuscht, aber das liegt hauptsächlich an meiner Erwartungshaltung aus dem Vorgänger. Im Gegensatz zu seiner poetischen, melancholischen Neo-Noir-Detektivgeschichte ist das hier ein ausgewachsener Roman, dem leider die künstlerische Leichtigkeit und etwas der Tiefgang fehlt. Trotzdem ist es ein gut geschriebener, lesenswerter Roman.

Die Geschichte ist dabei interessant und jederzeit spannend erzählt, Thematik ist des Einfrieren von Menschen in der Hoffnung, daß irgendwann der wissenschaftliche Fortschritt ein Wiederbeleben ermöglicht und die Person später weiterleben kann und als letzter Schritt eventuell sogar Unsterblichkeit stehen kann. Die Motive der Protagonisten im Buch sind unterschiedlich, schwere Krankheit, nicht mehr im Hier leben wollen, Neugierde.

Hauptprotagonist und zentraler Dreh- und Angelpunkt der Geschichte ist Kachelbad, ein Wissenschaftler der solche Einfrierungen durchführt. Wir begleiten ihn bei Begegnungen mit anderen Charakteren, hauptsächlich mit seinen „Kunden“, deren Geschichten in Seitensträngen erzählt werden, es gibt also häufige Perspektivwechsel und das hält die Story stets spannend. Allerdings fühlen sich die letzten 50 Seiten vollkommen deplaziert im Bezug zur Hauptstory an, mir ist das ein zu großer Sprung und der trägt zu meiner Enttäuschung bei.

Sprachlich ist der Roman wesentlich mehr straight forward als „Über uns der Schaum“, es gibt Poesie aber hauptsächlich wird eine Geschichte erzählt. Die Stimmung die sich beim Lesen einstellt ist ebenso geglätter, das düster melancholische weicht einer emotional ausgeglicheneren Resonanz. Durch diese beiden Faktoren verliert der Roman allerdings Tiefe und emotionale Bindung, driftet Richtung Beliebigkeit und zielt auf Lesbarkeit für eine größeres Publikum. Das finde ich auch nicht schlecht und vollkommen elgitim, schliesslich ist es trotzdem ein gutes Buch, aber richtig gefangen genommen hat es mich nicht.

Alles in allem, wenn man einen sauber geschriebenen Roman der sich bisschen Abseits der Norm bewegt, von einem zeitgenössischen jungen Schriftsteller, lesen will kann man hier bedenkenlos zugreifen. Gutes Buch.

Ines Geipel – Umkämpfte Zone

Sehr interessantes, absolut lesenswertes Buch.

Ines Geipel erzählt hier 3 Geschichten parallel, episodenhaft über ihr Verhältniss zu ihrem Bruder, über ihre Familiengeschichte, und über die DDR bzw. den Osten nach der Wende. Und das ganze relativ zusammenhanglos, aber immer schön chronologisch.

Über die ersten beiden Themen will ich mich gar nicht auslassen, aber der Inhalt ist auf alle Fälle heftig und sie schreibt das auch sehr schonungslos, konfrontativ. Ich mag das. Generell ist der Duktus des Buches eher wütend, aufwühlerisch gehalten, ganz weit weg von der Melancholie einer Annie Ernaux. Und das ganze auch noch in einer poetischen, aber sehr rauen Sprache.

Über die DDR und später die neuen Bundesländer versucht sie nicht geringeres als eine Psychoanalyse vorzunehmen und das gelingt ihr hervorragend, da gehts um Themen wie Verdrängung, Aufarbeitung, Schuld, Angst. Problematisch wird es aber am Ende, da man vielleicht einen Menschen nach gründlicher Analyse von seien Problemen therapieren kann, aber wie soll das mit einem Volk geschehen? Sie bleibt in ihren Lösungsansätzen (also zB wie man mit dem erstarkenden Nationalismus umgehen soll) sehr vage, das geht leider nicht weit über „man muss es an den Küchentisch bringen“ hinaus. Aber ganz ehrlich, ich glaube da auch nicht daß es eine Lösung per Fingerschnipp geben kann, bzw. ist mir jeder der das behauptet bisschen suspekt.

Sehr intensives Buch über die Geschichte der DDR und den Osten – absolute Leseempfehlung.

Daniel Ketteler – Grauzone

Bin ich zwiegespalten, habs auch nur bis zur Hälfte geschafft, danach war es mir schlicht und einfach zu uninteressant.

Wenn ich den Inhalt und Stil in 2 Worten hart zusammenfassen müsste würde ich sagen, das ist misanthropes Geschwurbel. Ich hab jetzt prinzipiell erstmal nichts dagegen wenn Protagonisten, Antagonisten oder sonstige Personen in Geschichten als feindselige, dumme, arrogante Charaktere gezeichnet werden und das Ganze stilistisch auch auf eine direkte Art rübergebracht wird, eher im Gegenteil. Und gegen Poesie, mäandernde Sätze, Mehrdeutigkeiten, unklare Sprache habe ich auch nichts, darin zeigt sich ja auch die eigentlich Kunst. Aber in dem Fall hier passt es irgendwie einfach nicht, zumal die Story auch undurchsichtig ist, aber wie gesagt, beendet hab ichs nicht.

Also wer sich mal auf was abgefahrenes einlassen will, los gehts, aber letztlich ist das ein Hass-Liebe, ein Entweder-Oder-Buch.

Arthur Schnitzler – Traumnovelle

Nach Stefan Zweigs Schachnovelle hab ich noch dieses kleine Büchlein im Schrank gefunden. Ebenfalls eine Novelle, sogar mit Namen im Titel, ist es zwar thematisch gesehen ein anderes Werk aber von der Form her ebenso wie Zweigs Werk eine etwas längere, abgeschlossene Kurzgeschichte die sich um ein, zwei Themen zentriert.

Waren das bei Zweig die Auswirkung der Isolationshaft und die Ggenüberstellung von 2 charakterlich verschiedenen Schachspielern, ist es bei Schnitzler die Erzählung von einem Ehepaar und einem Ausbruchsversuchs des Mannes aus dieser für ihn langweilig gewordenen Beziehung. Er flüchtet sich dabei innerhalb einer Nacht in mehrere erotisch angehauchte Situation, von harmlos bis hin zu (wie sich später herausstellt) hochgefährlich. Als er wieder nach Hause kommt erzählt ihm seine frau von einem Traum in der sie ihn im Stich gelassen hat und damit ist seine Entscheidung klar: er will das abenteurliche Nachtleben fortsetzen und Frau und Kind sollen sehen wo sie bleiben. Wie das ausgeht verate ich nicht, aber das Ende macht diese Novelle zu einer herausragenden Liebesgeschichte.

Schnitzler hat einen Ruf als psychologischer Schreiber, es dreht sich viel um Gefühle, Ängste, Begierden. In diesem Fall tut das dem Lesefluss und der Spannung keinen Abruch, es sorgt dafür, daß die Figuren in kürzester Zeit auch Tiefe gewinnen.

Absolut lesenswert.

H.P. Lovecraft

In my student days I read some books from H.P. Lovecraft, mystery horror storyteller, creator of the Cthulhu Mythos and as I was browsing through my books to look for something small, unnerving to read I gave „The mountains of madness“ a shot.

If neither Lovecraft nor Cthulhu rings a bell then rest assured that you haven´t missed anything. But he, his writings and also the works of contemporary writers (actually the myth was a product of writers who were inspired by Lovecraft but since he is the centre of gravity around which everything circles it is rightfully attributed to him) have some kind of worldwide fanbase among horror and scifi fans it seems. Why is that? Actually I don´t know, but what is clear is that Lovecraft was the first writer (or at least the first I can think of) who created something like an alternate history of earth, that earth has been visited and colonized millions of years ago by ancient beings from outer space who are more or less godlike creatures. (Ok ok, I can hear you say, what about greek mysticism?, Zeus and all?, what about Jehova?, God?, this is also alternate history in a sense. Yeah thats soemhow right but these religious figures were created for another purpose; best case: to teach people ethics; worst case: for control. Anyways, lets not compare religion with fantasy.) These creatures have been here, founded cities (enourmous ones), colonized the earth and fought wars, against other creatures or struggles happened between different parties, Elder Gods, Old Gods, you know the stories. He also inspired other writers to contribute to these myyths and although they had a very small base of readers, he gained reputation amongst these people. So, creating a new topia in the fantasy genre, inspiring other to contribute, these would be my explanations that Lovecraft and the Cthulhu Mythos still persist today.

Ok, so what about the works in literture terms? Two things first here: I only read „Mountains of madness“ („Mom“ from here on) and would not like to judge on one book alone (but its uncertain that I´ll read another one); and fantasy and horror is definetly not amongst my liked genres, not far off maybe but I´m no expert here.

Storywise, in „Mom“ we have a scientist who leads an expedition to Antarctica where the group of scientists discovers some old mysterious artefacts, later half the camp gets massacred and the protagonist and a colleague discover a huge and very old city where in the end they meet one of the elder beings or better, one of their creatures, a Shoggoth, which were created as workforce. Turns out this Thing was responsible for all the deaths and both the scientists barely manage to escape. Quite the standard story and from what I know this pattern is canonical for Lovecraft: a scientist discoveres traces of the ancient beings and gets mad or killed. Not too shabby for a fantasy story, actually quite good if you ask me.

His style is also interesting because he weaves science into his story, in „Mom“ you can learn about navigation, geology, biology and some other stuff. But concerning creating tension he cleary lacks something but I don´t know what it is. This book is definetly not a horrific experience, I guess a hardcore horor fan will fall asleep after 5 pages. Lovecraft is often compared to E.A. Poe because they share the same genre, but I assume that Poe has a different style because otherwise he wouldn´t be that famous. But again, I haven´t read Poe so this is all assuming.

Anyways. Lovecraft deserves credit for creating a myth which persisted for more than 100 years now and I guess requires creativity, persistence and passion to write your own stories in a different style than the common ones, these which sell and for this he has my respect. And although the books are outdated and raise no hairs, they are not bad either. If you are into dark fantasy mystery and not so much into Tolkien style elven stuff then you can give Lovecraft a shot.

And never forget:

„Ph’nglui mglw’nafh Cthulhu R’lyeh wgah’nagl fhtagn.“

Annie Ernaux – Die Jahre

Beim Aufräumen nach der Geburtstagsfeier bin ich dann auch mal zum Geschenke auspacken gekommen und dieses unscheibare Buch war dabei. Annie wer? Rückentext gelesen, hm, klingt jetzt nur semi-spannend. Ich les erstmal die Schachnovelle und leg das mal auf den Haufen zu den anderen noch zu lesenden. Naja gut, paar Tage später war es dann dran und dieses Buch ist der Hammer, vor Hammett und Otremba mein Buch des Jahres.

Annie Ernaux ist 1940 in der französichen Provinz geboren, später Zeit in Paris verbracht, geheiratet, Kinder, als Lehrerin gearbeitet, absolut unspektakuläres Leben und das Buch ist mehr oder weniger eine Autobiographie. Kein Lebensbericht von einer bekannten Schauspielerin, Schriftstellerin, Sportlerin oder sonst irgendwie bekannten Person, sondern eine Erzählung des Lebenswegs einer Person aus der Mitte der Gesellschaft. (kleine Bemerkung nebenbei: Annie Ernaux ist natürlich schon bekannt und als Schriftstellerin angesehen, vor allem in Frankreich kann man mit dem Namen was anfangen.) Da enstand bei mir beim Lesen eine gewisse Verbundenheit, vieles was sie schreibt kann man nachvollziehen und es könnten abstrakt gesehen auch Gedanken, Erfahrungen aus meinem Umkreis sein.

Inhaltlich schreibt sie viel über ihre Gedanken zum Lauf der Welt, dazu noch Emotionales und sie nimmt den leser dabei immer wieder kurz an die Hand in welchem jahr er sich befindet und was mit ihr zu dem Zeitpunkt los war. Im Großen und Ganzen ist es ein politisches Buch, eine soziologische Analyse der Gesellschaft aus linksintellektueller Sicht, dabei niemals plakativ oder anklagend, aber trotzdem natürlich kritisch mit der Weltentwicklung ins Gericht gehend. Mir kam beim Lesen mehrmals die Parallele zu Didier Eribons „Rückkehr nach Reims“ (auch ein sehr gutes Buch) auf, thematisch gibts da viel Schnittmenge, aber Eribon ist halt Soziologe und deshalb teilweise sehr zäh zu lesen. Ernaux hat einen so schnörkellosen, dabei präzisen, leicht poetischen, aber keinen abgeschwurbelten Schreibstil – es ist eine Pracht.

Thematisch haben mir ihre Berichte über die 90er am besten gefallen, Niedergang der Sozialdemokratie, Technologiesierung, Durchkapitalisierung der Welt. Alles auch meine Themen und eigentlich würd ich alles teilen was sie schreibt. Aber auch ihre Berichte aus den 60ern und 70ern sind schwer interessant, diese Zeiten haben für mich immer so etwas mythisches, Zerstörung von verkrusteten weltkriegsprovozierenden Strukturen durch linke Studenten, durch friedliebende Menschen (fällt mir grad Hunter S. Thompson ein der über die Hippebewegung in den USA geschrieben hat) die den Moment der Geschichte einfach auf ihrer Seite hatte.

Und noch etwas hat das Buch in mir wiedererweckt: das Bedürfnis mit meinen Großeltern zu reden und das Ganze auch irgendwie aufzuzeichnen. Geschichte kann man sich aus Büchern oder Wikipedia zusammenreimen, erleben muss man sie selber und Menschen aus anderen Generationen haben sie erlebt und können darüber berichten. Meine Großeltern sind alle Mitte ’30 geboren und mich interesiert schon wie das damals gewesen ist, mit dem ende des Krieges, mit den Russen, der DDR, der Wiedervereinigung und wie sich die Transition nach der Wende für sie angefühlt hat. Zeitzeugenberichte sind schwer zu ersetzen und Fakt ist, daß sie irgendwann nicht mehr live erfahrbar sind.

Also kurzum, das Buch triggert in mir einiges an den genau richtigen Stellen, inhaltlich top, von Anspruch her ausgezeichnet, sprachlich ganz groß, inspirativ, bzw hinterfragt man sich auch selbst gern mal beim Lesen, es hat keinen Durchhänger, lässt einen emotional bischen kalt aber den Anspruch würde ich an kein Sachbuch anlegen. Ich bin begeistert von diesem Buch.